Friede! Der Umwelt zuliebe!

[Rundbrief #4]

Nicht wenige Menschen, viele engagierte Aktivisten und Aktivistinnen in der Klima- und Umweltbewegung und einige politische Parteien, die sich dieses Anliegen auf die Fahne geschrieben haben, sind seltsam stumm, wenn es um den Krieg in der Ukraine, den Krieg auf europäischem Boden geht. Nicht nur, viele stimmen der Kriegsrhetorik und gewaltigen Aufrüstung der EU ausdrücklich zu und betrachten sie als notwendig, weil unvermeidbar. An sie möchten wir hier schreiben.

Freunde und Freundinnen, die ihr euch in unzähligen und vielfältigen Formen, im Kleinen und Großen, sichtbar und unsichtbar, im Privaten und Öffentlichen, individuell und organisiert für die Pflege und den Schutz des Lebendigen in all seinen Manifestationen einsetzt – bedenkt: der Schutz von Umwelt und Klima braucht Frieden und keine militärische Hochrüstung.

Kürzlich veröffentlichte The Guardian einen Bericht des Conflict and Environment Observatory zu den Umweltkosten der militärischen Hochrüstung der NATO. Die Daten beziehen sich auf Frühjahr 2025, als die dafür vorgesehenen Prozentpunkte des BIP noch bei 3,5% lagen (mittlerweile sind es 5%) und nur auf die NATO-Staaten der EU (ohne Kanada, Türkei, Norwegen). Diese Hochrüstung wird im Bericht als eine existenzielle Bedrohung für die Klimaziele betrachtet, da sie 200 Millionen Tonnen an zusätzlichen Treibhausgasemissionen produziert – d.h. mittlerweile 285 Millionen Tonnen.

Nur wenige Staaten sind bezüglich ihres militärischen Verbrauchs fossiler Brennstoffe transparent. Die Mitteilung dieser Daten beruht nämlich in den Vorgaben des UN Framework Convention on Climate Change (UNFCCC) auf Freiwilligkeit. Forscher schätzen aber, dass sie zusammen bereits für 5,5 % der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich sind. Die enormen Mengen an Stahl und Aluminium, die in den Waffenarsenalen verbaut werden, sind in ihrer Herstellung extrem energieintensiv und der Treibstoff für die daraus gefertigten Land-, See- und Luftfahrzeuge zementieren auf Jahrzehnte hinaus die Abhängigkeit von fossiler Energie.

Auch vom Weltklimarat und von den Regierungen werden die klimaschädigenden Emissionen von Militär und Rüstungsindustrie systematisch ausgeblendet. Schon im Kyoto-Protokoll (1997) und wieder im Pariser Klimaschutzabkommen (2015) ist der CO2-Stiefelabdruck des Militärs ausgespart. Wissenschaftliche und zivilgesellschaftliche Kritik wird durch das Fehlen von Daten behindert. Staaten und Rüstungskonzerne verweigern Transparenz und verstecken sich hinter fehlenden Berichtspflichten und dem Schutz der nationalen Sicherheit.

Ja, auch wenn er erschreckend ist, so ist dieser Blick auf die Emissionsdaten des Militärs ein reduktionistischer Blick. Denn wozu Rüstung, wenn nicht um Menschen zu verstümmeln und zu töten und ihre Seelen auf Generationen hinaus in traumatische Gespensterräume zu fangen, ihre Lebensräume zu verwüsten und alles Lebendige dort möglichst effektiv zu vernichten?

In vielfältigen Formen bezahlen wir dies alles. So werden bereits jetzt die Staaten nach NATO-Vorgaben verpflichtet, ihre zivilen Institutionen, wie z.B. Infrastrukturen, Gesundheits- und Bildungswesen, schrittweise so zu organisieren, dass sie den Bedürfnissen des Militärs und den Erfordernissen einer Kriegsführung gerecht werden.

Freunde, so bitten wir euch, vertraut eurer menschlichen Erkenntniskraft und löst in euch diesen ungeheuer großen Widerspruch auf, denn der Schutz von Natur, Klima und von allem Lebendigen braucht Frieden. Krieg und die Herstellung seiner Mittel dienen ihrer Vernichtung.

Verlangen wir von unseren Politikern sich dafür einzusetzen, dass die EU glaubwürdige und sichtbare Anstrengungen für Friedensverhandlungen unternimmt und die Kriegstreiberei beendet. Gigantische Hochrüstung ist das Gegenteil davon. Und die grüne Partei fragen wir: ihr habt in einem Beschlussantrag von der Landesregierung und vom Landtag eine klare Stellungnahme zum Krieg in Gaza gefordert. Warum nicht auch zum Krieg auf europäischem Boden?

Sepp Kusstatscher, Villanders
Susanne Elsen, Brixen
Erwin Demichiel, Bozen
Arno Teutsch, Sover
Johannes Fragner Unterpertinger, Mals


Hier einige Links zum obigen Thema:


Hier der Rundbrief #4 als PDF zum Herunterladen:

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