Frauen in der Friedensbewegung
[Rundbrief #5]
Das Rundschreiben Nr. 5 vom September 2025 möchte die Bedeutung von Frauen in der internationalen Friedensbewegung hervorheben und zwei der Pionierinnen vorstellen:
„Die Waffen nieder!“ so der Titel einer von Bertha von Suttner, geb. Gräfin Kinsky (1843 – 1914) herausgegebenen Zeitschrift und ihres 1889 erschienenen Romans. Von Suttner war österreichische Schriftstellerin, Journalistin, Verlegerin, Friedensforscherin und Pazifistin. Sie war eine der führenden Kräfte der internationalen Friedensbewegung und erhielt als erste Frau 1905 den Friedensnobelpreis.
Suttner kannte Nobel und überzeugte ihn, den Friedenspreis in seinem Testament zu verankern. Nach Maßgabe des Stifters Alfred Nobel, dem Erfinder des Dynamits, der sich mit Fragen des Krieges und Möglichkeiten zu dessen Verhinderung beschäftigte, soll der Preis Persönlichkeiten auszeichnen, die sich in besonderer Weise für den Weltfrieden und die Verbrüderung der Völker einsetzen. Nobel selbst war der Überzeugung, dass ein dauerhafter Friede nur durch die Erfindung einer Massenvernichtungswaffe herbeigeführt werden könne, die in ihrer Wirkung so vernichtend und grausam wäre, dass die Menschheit dadurch für immer von Kriegen abgeschreckt würde.
Von Suttner schreibt: „Ein moderner Krieg mit solchen Waffen ist von keiner Seite mehr zu gewinnen.“ Aus dieser Erkenntnis leitete sie ihre Forderung ab, radikal umzudenken und den Einsatz eines Krieges als politisches Mittel fallen zu lassen – denn kein politisches Ziel rechtfertige die Vernichtung der Menschheit. Alle menschliche Energie müsse sich darauf konzentrieren, Bedingungen für den Frieden zu schaffen. Sie argumentierte nicht nur gegen die Aufrüstung unter Wilhelm II, sondern gegen nationalen und religiösen Fanatismus, gegen soziale Ungerechtigkeit und Menschenrechts-verletzungen jeder Art. Sie forderte ein rigoroses Umdenken der Mächtigen und jedes Einzelnen und dass das jahrtausendealte Ideal des „Kriegshelden“ endlich dem des „Friedenshelden“ weiche.
Jane Addams (1860 – 1935) Antiimperialistin, engagierte Sozialforscherin und Sozialreformerin, Pazifistin und Politikerin. Sie kritisierte Militarismus als ein System, das Armeen aufbaut und Ressourcen von der Gesellschaft abziehe, und sah darin eine Bedrohung für Demokratie und menschliches Wohlergehen.
Addams kämpfte für Abrüstung, eine friedliche internationale Zusammenarbeit und die Bekämpfung von sozialen Problemen, wie Kinderarbeit und Armut, die sie mit den expansiven Kräften des Militarismus verband. 1899 trat sie der Antiimperialistischen Liga bei und publizierte im selben Jahr einen Artikel unter dem Titel „Demokratie oder Militarismus“.
Sie protestierte gegen die Beteiligung der USA am Ersten Weltkrieg, gründete 1915 die erste US-amerikanische Women‘s Peace Party und rief gemeinsam mit anderen Friedensaktivistinnen aus vielen Ländern den Internationalen Frauenfriedenskongress ins Leben, der erstmals 1915 in Den Haag stattfand und für ein Kriegsende plädierte. Addams war Kongressvorsitzende und gründete im Kontext des Kongresses die Internationale Frauenliga für Frieden und Freiheit (Women’s International League for Peace and Freedom), die bis heute weltweit aktiv ist.
Während des Ersten Weltkriegs geriet Addams aufgrund ihres unverblümten Pazifismus, ihres internationalen Engagements für Frieden und ihrer Opposition gegen den Kriegseintritt der USA, in Kritik. Ihre Antikriegshaltung führte zu erheblichen Gegenreaktionen und öffentlicher Verunglimpfung. Sie wurde vom US-amerikanischen Justizministerium zur „most dangerous woman in America“ erklärt. 1931 erhielt sie den Friedensnobelpreis.
Weibliche Friedensnobelpreisträgerinnen bis heute:
- Bertha von Suttner (1905): Die erste Frau, die den Friedensnobelpreis erhielt, österreichische Schriftstellerin und Pazifistin.
- Jane Addams (1931): amerikanische Friedensaktivistin und Sozialreformerin.
- Emily Greene Balch (1946): amerikanische Friedensaktivistin.
- Mairead Corrigan-Maguire und Betty Williams (1976): Nordirische Friedensaktivistinnen, die für ihren Einsatz im Nordirlandkonflikt geehrt wurden.
- Mutter Teresa (1979): Ordensfrau, die sich für Arme und Kranke einsetzte.
- Aung San Suu Kyi (1991): myanmarische Politikerin und Menschenrechtsaktivistin.
- Rigoberta Menchú Tum (1992): guatemaltekische Menschenrechtsaktivistin.
- Shirin Ebadi (2003): iranische Juristin und Menschenrechtsaktivistin, die als erste muslimische Frau den Preis erhielt.
- Wangari Maathai (2004): kenianische Umweltaktivistin und Politikerin, die als erste afrikanische Frau den Preis erhielt.
- Ellen Johnson Sirleaf (2011): liberianische Politikerin und Bürgerrechtlerin.
- Leymah Gbowee (2011): liberianische Bürgerrechtlerin und Friedensaktivistin.
- Tawakkol Karman (2011): jemenitische Menschenrechtlerin.
- Malala Yousafzai (2014): pakistanische Kinderrechts- und Bildungsaktivistin.
- Nadia Murad (2018): irakische Jesidin und Menschenrechtsaktivistin, die den IS-Völkermord überlebte.
- Maria Ressa (2021): philippinische Journalistin und Menschenrechtsaktivistin.
- Narges Mohammadi (2023): iranische Menschenrechtsaktivistin, die auch während der Preisverleihung in Haft war.
Verfasserin: Susanne Elsen


