Friede, Gerechtigkeit und Dialog
KVW-Friedensmarsch am 3. Oktober in Gries
Mehr als 300 Menschen aus allen Landesteilen sind dem Aufruf des KVW zum Friedensmarsch nach Gries gefolgt. Damit hat der größte Sozialverband Südtirols ein klares öffentliches Zeichen für Frieden, Gerechtigkeit und Zusammenhalt gesetzt.
Landesvorsitzender Werner Steiner bezeichnete in seiner Begrüßung den Frieden als ein Geschenk Gottes, das wir suchen und in die Welt tragen müssen. Der Friedensmarsch soll nicht nur ein Weg durch die Straßen, sondern ein Weg in unsere Herzen sein.
„Wir müssen Jesu Hände und Füße für den Frieden sein – jede und jeder Einzelne kann einen wertvollen Beitrag leisten“, betonte der geistliche Assistent Karl Brunner bei der feierlichen Vesper in der Grieser Stiftspfarrkirche. Die Kirche war bis auf den letzten Platz gefüllt. Aus allen sechs Bezirken waren Mitglieder angereist, um couragiert ein Zeichen für den Frieden zu setzen. Musikalisch gestaltet wurde die Feier von einer Abordnung des gemischten Chors Pfalzen.
Im Anschluss machte sich der lange Zug auf den Weg zur alten Grieser Pfarrkirche. Dort erinnerte Kitty de Guelmi von der Schwesterorganisation ACLI (Associazioni Cristiane Lavoratori Italiani) an die „Carovana della Pace“, die sich vor wenigen Wochen in Kalabrien aufgemacht hat, um ein Zeichen für den Frieden zu setzen „Man kann ganz ohne Schwert für etwas kämpfen und sich einsetzen!“
„Frieden ist alternativlos“
erklärte Sepp Kusstatscher von der Friedensinitiative Südtirol.

KVW-Kundgebung am 3. Oktober 2025 in Bozen:
Liebe friedlich hier in Gries Versammelte!
Wir sind heute nicht allein, die öffentlich für Frieden und gegen Krieg demonstrieren.
Zur gleichen Zeit finden große Kundgebungen in Berlin und in Stuttgart statt.
Aber darüber wird in den Medien kaum berichtet, denn Nachrichten über Mord und Totschlag können leider viel besser verkauft werden als gute Nachrichten.
Nur auf drei Punkte möchte ich hier kurz eingehen.
Erstens: Warum bin ich Friedensaktivist und Friedensblogger?
Das hat einen einfachen persönlichen Grund:
Am Allerheiligentag 1914, drei Monate nach Beginn des Ersten Weltkrieges, wurde mein Vater als Kaiserjäger in Galizien (an der heutigen Grenze zwischen der Ukraine und Polen) sehr schwer verletzt. Zum Glück hat er überlebt. Er musste dann aber 45 Jahre lang als Kriegsinvalide sich durchschlagen.
Und: zwei seiner drei Brüder starben im Krieg.
Denken wir einen Moment an eine Mutter, die von ihren vier Söhnen zwei bereits im ersten Kriegsjahr verliert und einen als Invaliden zurückbekommt!!!
Das ist mein emotionaler Hintergrund, warum ich mich mit Überzeugung für Frieden einsetze. Auch habe ich aus der Geschichte gelernt, dass man mit Waffen nie und nimmer wirklichen Frieden schaffen konnte, sondern daraus nur Sieger und Besiegte hervorgingen.

Zweites Argument:
Halten wir einen Moment inne, schnaufen wir tief durch und überlegen uns Folgendes:
Allein in den Arsenalen der USA, von China und Russland lagern Unmengen von Atomwaffen, die imstande sind, in wenigen Minuten die ganze Welt total zu zerstören.
Wenn nun die EU, die nach dem Zweiten Weltkrieg als politisches Friedensprojekt schrittweise aufgebaut worden ist, jetzt wieder aufrüsten will und wenn dafür 5 % des BIP investiert werden sollen, dann ist für mich eines klar:
früher oder später eskaliert alles und wir steuern einem kollektiven Selbstmord zu.
Die Schlussfolgerung ist klar: Friede ist alternativlos!!!
Alles, was denkbar ist, muss unternommen werden, um gewaltlose, friedliche Problem- und Konfliktlösungen zu finden. Es gibt keinen vernünftigen Grund für Gewalt und kriegerische Lösungen. Wirtschaftlich, ökosozial, psychologisch und ethisch sind Kriege nie und nimmer zu rechtfertigen.
Drittes, aber für mich das wichtigste Argument:
Bei einer Veranstaltung des KVW, einer katholischen Organisation, dürfen wir nicht lange über Krieg und Friede herumphilosophieren, sondern wir sollten öfters in unserer Heiligen Schriften nachschauen:
das 5. der Zehn Gebote lautet kurz und lapidar: „Du sollst nicht töten.“
Jesus Christus sagt uns in seiner Frohen Botschaft eindringlich: Die Liebe (Gottesliebe und Nächstenliebe!) ist das erste und wichtigste Gebot. Jesu Forderung nach Feindesliebe überfordert uns zunächst, ist aber nach gründlichem Nachdenken genau der richtige Schlüssel gegen jede Art von kriegerischen Auseinandersetzungen.
Noch etwas aus der Bibel, damit kein Missverständnis aufkommt. Bei den Seligpreisungen im Matthäusevangelium werden nicht die Friedfertigen gepriesen, sondern die Friedensstifter! Wörtlich: Selig jene, die Frieden machen! Also selig die Pazifisten! Selig all jene, die etwas für den Frieden tun!
Diese heutige Kundgebung ist eine solche Aktion, mit der wir öffentlich kundtun und Werbung machen wollen für Gerechtigkeit, für Dialog und für Frieden und gegen Aufrüstung, gegen Gewalt und gegen Krieg.
Papst Leo XIV. hat nach seiner Wahl am 14. Mai eine sehr kurze Rede gehalten. Er hat allen Frieden gewünscht und mehr Gerechtigkeit und Dialog gefordert.
Nur diese drei Stichworte: Friede, Gerechtigkeit und Dialog!
Einfacher und klarer kann man es nicht zum Ausdruck bringen.
Mein Appell heute kann nur lauten:
Fangen wir bei uns an und seien wir äußerst kritisch gegenüber allen, ja allen in Politik und Medien, die mit ausgeklügelten Argumenten die Notwendigkeit des Aufrüstens und der Verteidigung begründen und so die Öffentliche Meinung massiv beeinflussen.
Das ist Manipulation auf höchster Ebene!
Bleiben wir ruhig, friedlich und denken wir mit unserem eigenen Kopf!
Mit viel Propaganda werden die Massen manipuliert und so entsteht eine breite Öffentliche Meinung: immer mehr Menschen resignieren und meinen, ein Krieg sei wie ein Naturereignis, dem man nicht ausstellen könne.
Nein, Kriege werden gründlich vorbereitet. Und ganz wenige entscheiden, ob und wann der Befehl zum Abmarsch in Tod und Vernichtung gegeben wird.
Ich schließe: Meine Anerkennung und mein Dank geht an die Leitung des KVW, der im heurigen Arbeitsjahr den Frieden als zentralen Schwerpunkt setzt.
Somit übernimmt der KVW als größter Sozialverband des Landes Mitverantwortung und zeigt deutlich Fahne.
Seid kreativ und unternehmt im Rahmen eurer Möglichkeiten alles für mehr soziale Gerechtigkeit, für Solidarität und somit für mehr Frieden.
Der Friede sei mit euch allen! Gehen wir hin und seien wir noch mehr als bisher aktive Friedensstifter!
Sepp Kusstatscher
Ein Kommentar zur Friedenskundgebung des KVW:
Die Friedenskundgebung des KVW am 03. Oktober ist für mich auch ein Ausdruck davon, dass sogenannte „werktätige Menschen“ oft näher an der klaren und einfachen Wahrheit dran sind, als sogenannte „Intellektuelle“. Besonders zu diesem Thema Krieg und Frieden beobachte ich das öfter. Wichtig war für mich ein Satz, der im Rahmen dieses christlichen Bekenntnisses zum Frieden gesagt wurde: „Krieg ist das Versagen der Politik.“ Diese Worte zeigen auf den Satz: „In dieser Welt sein, aber nicht von dieser Welt.“ (Johannesevangelium). Dies zu erreichen wünsch ich uns allen. (E.D.)


